Bewegtes Konzert für Tanz und Malerei
Mit Stücken von John Cage, Steve Reich und J.S. Bach
Linien in Bewegung. Fluid und filigran formieren sie sich zu monochromen Farbströmen und öffnen abstrakte Bildräume. Gleichzeitig spielen sie mit dem Changieren und der Transition zwischen räumlicher Tiefe und skulpturaler Körperlichkeit. Die Bilder von Christoph Schrein begleiten mich seit vielen Jahren. Sie lassen mich Musik hören und Tanz sehen und wurden zur Inspirationsquelle und zum Ausgangspunkt dieses Konzertes. Vergleichbar mit einer grafischen Notation öffnen sich in seinen Acrylglasmalereien und Tuschezeichnungen assoziative Klangräume.
Linien, die sich wie mehrere Stimmen zu einer polyphonen Struktur entwickeln, können Assoziationen nicht nur für Klang im Allgemeinen, sondern auch für melodische oder rhythmische Muster bis hin zu polyphoner Mehrstimmigkeit offerieren. Paul Klee entwickelte beispielsweise eine polyphone Malerei. In seinen Bildern bekommt die Linie eine zeitliche Dimension. Sie wird zu einer Zeitspur und aus ihrem zeitlichen Verlauf können flächige Gebilde resultieren, die in Wechselbeziehung zum imaginären Raum stehen. Klee war der Überzeugung, dass es Parallelen zwischen Malerei und Musik gibt. Besonders die polyphonen Kompositionstechniken des Barocks interessierten ihn. Er übersetzte u. a. einen dreistimmigen Satz von Johann Sebastian Bach in eine Grafik und suchte nach strukturellen Analogien. Überlegungen dazu veröffentlichte Klee in seinem Manuskript Beiträge zur bildnerischen Formenlehre von 1921/1922 und in seinem Pädagogischen Skizzenbuch von 1925. „Mit der polyphonen Malerei verfolgt Klee keine Musikalisierung der Malerei, entscheidend ist für ihn die Adaption der Simultanität selbstständiger Ereignisse, wie sie in der Musik existiert.“
(Marie Nandico, Auszug aus dem Programmheft)